Freitag, 12. Dezember 2008

The Suicide Tourist - Scharfe Kritik der deutschen Aerzteschaft

Die britische TV-Dokumentation „The Suicide Tourist“ stößt in der deutschen Ärzteschaft auf heftige Kritik. „Wenn das Sterben öffentlich inszeniert wird, verliert der Sterbende seine Würde. Auch eine TV-Dokumentation muss da ihre Grenzen finden, wo die Individualität des Sterbens beginnt“, sagte der Präsident der Bundesärztekammer, Jörg-Dietrich Hoppe.

Er betonte, der Sterbende brauche Zuwendung und Linderung seiner Schmerzen. Hospiz und Palliativmedizin könnten dies leisten. Wenn aber medial suggeriert werde, dass Selbsttötung der vermeintlich leichtere Weg sei, dann werde das unverantwortliche Konsequenzen gerade für labile Menschen nach sich ziehen. „Wir Ärzte appellieren deshalb eindringlich an diejenigen, die mediale Öffentlichkeit herstellen, Sterbehilfe nicht als scheinbar ideale Handlungsanleitung zum Freitod zu inszenieren, sondern mehr über die Möglichkeiten der ärztlichen Sterbebegleitung zu informieren“, sagte der BÄK-Präsident.

Kritik kam auch von der Ärztekammer Westfalen-Lippe. „Immer wieder wird die Debatte um Sterbehilfe und Sterbebegleitung durch medienwirksame Darstellungen und öffentlichkeits-verliebte Selbstdarsteller wie Ex-Senator Kusch und Dignitas auf unangebrachte Art und Weise angefeuert“, kritisierte deren Präsident Theodor Windhorst. Notwendig sei aber ein ausgewogener gesellschaftlicher Diskurs über eine bessere Sterbebegleitung. „Sensationslust darf hier nicht bedient werden. An erster Stelle muss in diesem Prozess stets die Würde des Sterbenden stehen, die unantastbar ist“, forderte er.

Auch die Deutsche Hospiz Stiftung sprach von einer „verwerflichen Inszenierung“. „Suizid ist ansteckend, Berichte darüber lösen wieder neue Suizide aus“, warnte Eugen Brysch, Geschäftsführender Vorstand der Stiftung. Heftige Kritik äußerte er an der umstrittenen Schweizer Sterbehilfeorganisation Dignitas, die den Freitod des Mannes begleitet hatte.

Der Verein sei nicht qualifiziert, professionelle Sterbebegleitung zu leisten. Der Film sei „eine brandgefährliche Werbung für einen Verein, der mit stümperhaften Mitteln seine zynischen Ziele verfolgt“, erklärte Brysch. Nach seinen Angaben wäre dem im Film gezeigten Mann, begleitet von Ärzten und mit entsprechenden Medikamenten, ein sanfterer Tod möglich gewesen, wenn einfach die Beatmung eingestellt worden wäre.

In dem Film, der am Mittwochabend im britischen Fernsehen ausgestrahlt worden war und bereits im Vorfeld eine heftige Debatte ausgelöst hatte, wird das Sterben des 59-jährigen US-Bürgers Craig Ewert gezeigt. Der frühere Universitätsprofessor, der an amyotropher Lateralsklerose litt, hatte sich in einer Klinik der Sterbehilfeorganisation Dignitas in Zürich das Leben genommen.

© hil/afp/aerzteblatt.de www.aerzteblatt.de

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