Freitag, 8. Februar 2008

Spielen bestimmt die Zukunft unserer Gesellschaft

- Spielwarenmesse 2008 mit Lob für die Spielkultur am Mittwochabend eröffnet


Selten ist die Wichtigkeit des Spiels für die weitere Entwicklung der Gesellschaft so stark von Vertretern aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft betont worden wie auf der Eröffnungsveranstaltung der Spielwarenmesse 2008 im Nürnberger Congress Center.

Die Ansage kennen viele noch aus ihrer Kindheit: Erst müsst ihr lernen, dann dürft ihr spielen. So heißt es auch heute noch manchmal. Auf der Eröffnungsveranstaltung der Spielwarenmesse 2008 in Nürnberg hat der Psychologe Professor Manfred Spitzer mit diesen Vorurteil gründlich aufgeräumt.

Spitzer

Die Hirnforschung hat aber herausbekommen, dass Spielen und Lernen überhaupt keine Gegensätze sind, sondern ganz im Gegenteil, im Grunde sind das identische Prozesse. Wenn Kinder spielen, dann beschäftigen sie sich mit sich, mit der Welt, mit anderen Menschen, und solche Beschäftigungen ändern das Gehirn, das wissen wir. Dadurch, dass immer wieder Erfahrungen gemacht werden, laufen Impulse über Nervenverbindungen, und diese Verbindungen ändern sich bei Gebrauch.

Diesen Prozess nennen wir: Lernen.

Die Zukunft der Gesellschaft hängt nicht unwesentlich davon ab, welche Spiele unsere Kinder spielen. Hier sieht auch der bayerische Ministerpräsident Dr. Günther Beckstein eine wichtige Aufgabe für die Politik.

Beckstein:

Einmal müssen bestimmte Grenzen gesetzt werden für Spiele, die eindeutig gefährlich sind, zum Beispiel Killerspiele. Das andere ist aber das sehr viel Wichtigere und Großflächigere, dass man alle Anstrengungen unternimmt, als Eltern, als Lehrer, dass man auf gute Weise spielt. Dass Eltern sich Zeit nehmen für ihre Kinder, auch mit den Kindern dann zu reden, spielerisch zu lernen. Das sind ja die Dinge, die die Entwicklung eines Kindes gewaltig fördern.

Schützenhilfe bekommt Beckstein hier von der Hirnforschung. Professor Spitzer.

Wenn Sie überlegen, dass heute Kinder fünfeinhalb Stunden vor Bildschirmmedien verbringen, ganz viel, ich sage mal salopp ballern, dann lernen sie eben zu ballern. Wir müssen uns fragen: Wollen wir wirklich das in die Gehirne der Kinder einpflanzen oder wollen wir soziale Fähigkeiten, Beweglichkeit, Sprache, Mathematik, einfach das Hinausgehen in die Welt, das sich mit der Welt Beschäftigen vermitteln?

Und wenn wir das wollen, dann ist geeignetes Spielzeug hierfür sehr wichtig. Denn im Spiel wird Realität ja gleichsam inszeniert, eine Realität, die es ja heute so nicht mehr gibt. Deshalb haben Spiele gerade heute so eine besonders wichtige Funktion.

Der Vorstandsvorsitzende der Spielwarenmesse eG, Ernst Kick, hat da eine ermutigende Prognose.

Es werden vor allen Dingen multifunktionale Spielwaren sein, die unsere Gesellschaft prägen, die einen hohen Lerneffekt beinhalten und trotzdem den Spaß am Spielen nicht verderben, und es werden vor allem auch die elektronischen Komponenten nach vorne kommen.

Und am Rande der Eröffnungsveranstaltung verriet Ministerpräsident auch noch, was er denn zu Hause am liebsten spielt.

Beckstein,

Am liebsten spiele ich ehrlich gesagt Schach. Das ist ein Spiel, das mich ungeheuer fasziniert. Ich war früher auch nicht ganz schlecht darin. Aber in der Zwischenzeit ist es so, dass man merkt, es passierten Flüchtigkeitsfehler, weil man sich nicht mehr so konzentriert. Aber auch gute Brettspiele spiele ich, da sind dann aber in der Regel die Kinder, die die Spiele haben, einem überlegen. Aber es ist etwas, wo man erlebt, dass es wirklich viele gute Ideen gibt und gute Spiele zu entwickeln, ist eine wichtige und verdienstvolle Aufgabe der gesamten Spielwarenbranche.

-dpa-

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