Hitparade des Wall-Street-Wahnsinns
Von Marc Pitzke, New York
Nach Al Gores Nobelpreis kapierte auch die Wall Street: Mit der Umwelt lässt sich Geld machen. Solar-Aktien schossen hoch, etwa die der Firma Suntech Power Holdings, die sich allein seit September mehr als verdoppelte.
Bio-Supermarkt Whole Foods, in dessen klimatisierten Megahallen sich Großstadtbürger ihr Öko-Gewissen reinkaufen können, schluckte den Rivalen Wild Oats und wurde so zur größten Marktmacht; Whole-Foods-Chef John Mackey pries seine Ware derweil unter Pseudonym auf einem Finanzblog, was ihm die Börsenaufsicht SEC auf den Hals hetzte.
Der Öko-Hype erfasste auch die Fondsbranche, mit neuen, "klimabewussten" Spezialfonds wie dem Global Climate Change Equity Fund des Hauses Schroder (der bei näherem Hinsehen etablierte Namen wie Siemens und Philips umfasst).
Die New York Mercantile Exchange kündigte eine Börse für Emissionshandel und Umwelt-Futures an, die "Green Exchange". Nur der Ethanol-Trend zeigte erste Fehlzündungen - immer mehr Kritiker machten den Öl-Ersatz nieder: Er verderbe die Agrarpreise und sein Umweltnutzen sei fraglich.
Die OECD rügte Ethanol gar als "Heilmittel, das schlimmer ist als die Krankheit". Größter Bilanzgewinner war trotz aller Öko-Manie erneut der Lieblingsfeind aller Umweltschützer, der Ölriese Exxon Mobil, dessen CEO Rex Tillerson den Treibhauseffekt weiter als "offene Frage" sieht: Der Gigant aus Texas bleibt renitent - und der reichste Konzern der Welt.
http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,525963,00.html
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