Montag, 28. Januar 2008

"Tiroler Tageszeitung" Kommentar: "Striptease für hohe Gagen"

Die Einkommensschere geht immer weiter auf - unmoralisch weit.


Die Wogen um astronomische Einkommen oder Abfindungen für Firmenbosse gehen weltweit hoch. In Deutschland etwa hat jüngst die 60-Millionen-Gage von Porsche-Chef Wendelin Wiedeking für helles Aufsehen gesorgt. Zweistellige Millionenbeträge kassieren u.a. auch Novartis-Boss Daniel Vasella oder Deutsche-BankGeneral Josef Ackermann.

Die Debatte ist aber auch längst nach Österreich geschwappt - wenngleich in Light-Version. Diskutiert wurde über mehrere Fälle: von Erste-Bank-General Andreas Treichl (der über 4 Mio. Euro verdiente) über den jüngsten Rechnungshofbericht, wonach gleich Dutzende staatsnahe Manager teilweise deutlich mehr kassieren als der Bundeskanzler, bis hin zu den OMV-Chefs, die zuletzt gleich 13 Mio. Euro aus Geschäften mit Aktien und Optionen erlöst haben.

Laut Studien sind die Gagen vor allem von Managern börsenotierter Konzerne regelrecht explodiert. Laut dem Innsbrucker Professor Hans Hinterhuber verdient ein heimischer Topmanager etwa 40 Mal so viel wie ein durchschnittlicher Mitarbeiter, in den USA bereits das 400- bis 600fache. Dass sich daher das Verständnis der kleinen Mitarbeiter in Grenzen hält, ist kein Wunder. Für viele Fehler des Managements müssen zudem die "Kleinen" büßen - indem ihr Job weg ist. Und wird ein Topmanager vorzeitig abgelöst, dann meist versüßt mit Millionen.

Die Frage beantwortet sich fast von selbst, wie unmoralisch solch gewaltige Einkommensdifferenzen sind: Ob das Problem aber politisch gelöst werden kann, etwa über einen noch höheren Spitzensteuersatz, ist fraglich. Wirkungsvoller ist öffentlicher Druck: Und der wäre zumindest bei Börseunternehmen mit einem Pflicht-Gagenstriptease gegeben.

Tiroler Tageszeitung, Chefredaktion

-apa, ots -

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